Liebe Gemeinde,

woher kommt am Morgen der Impuls, aus dem warmen Bett aufzustehen, mit dem Tag zu beginnen und die täglichen Aufgaben zu erledigen? Und woher kommt die Kraft, diesen Impuls immer wieder zu erfrischen?

Früher hätte man vielleicht geantwortet: Weil sich das so gehört; weil ich so erzogen wurde; weil ich mich nicht gehen lasse. Heute würden nicht wenige Menschen sagen: Weil der Wecker klingelt und es halt sein muss; weil ich die Miete und den Lebensunterhalt verdienen muss; weil mir nichts anderes übrigbleibt; weil ich sonst ein schlechtes Gewissen habe.

In all diesen Fällen kommt der Impuls aber von außen. Selbst das schlechte Gewissen ist ein fremder Impuls, der sich als „innere Stimme“ tarnt. Denn es sagt mir nicht: „Was ist mein innerer Maßstab?“, sondern: „Was werden die anderen über dich denken?“

Entscheidend für das Lebensgefühl, also für die Grundstimmung, in der ich mein Leben lebe und erlebe, ist der innere Blickwinkel, aus dem ich meine Aufgaben angehe.

Wenn ich nur deshalb zur Arbeit gehe, weil ich dafür Geld bekomme, dann werde ich eine leere Grundstimmung haben, da ich täglich etwas tue, das ich nur aus äußerer Notwendigkeit erledige. Wenn ich hingegen meine Arbeit so angehe, dass ich versuche, durch die Art meines Umgangs mit den anderen Menschen eine Qualität zu erzeugen, für die es sich lohnt, dort hinzugehen, dann wird diese Arbeit gut zu bewältigen sein. Ich werde abends nicht ausgehöhlt, sondern müde und erfüllt zu Bett gehen.

Man könnte einwenden, dass das von der Art der Tätigkeit oder von den Menschen abhängt, mit denen man zu tun hat: Wenn die Arbeit interessant ist, wenn ich nette Kollegen oder liebe Kinder habe, dann geht das leicht. Dadurch verlegt man den Impuls aber wieder nach außen: Verantwortlich dafür, ob ich meine Arbeit gern mache, ist die Art der Aufgabe, sind die anderen Menschen.

Es ist aber ein Widerspruch in sich, meinen inneren Impuls in äußeren Bedingungen zu suchen.

Um meine Aufgaben von innen her zu impulsieren, brauche ich gelegentlich Abstand zu meiner Aufgabe und zu mir selbst. Der Buchautor Stephen Covey hat das in ein treffendes Bild gebracht: Ein Holzfäller plagt sich ab, einen Baumstamm zu zersägen. Ein Passant sagt zu ihm: „Sie machen sich die Arbeit unnötig schwer. Ihre Säge ist stumpf – warum schärfen Sie sie nicht?“ Der Holzfäller zischt ihn an: „Ich habe keine Zeit, die Säge zu schärfen – ich muss sägen!“

Was von außen betrachtet tragisch oder komisch wirkt, ist zugleich ein unangenehmer Spiegel: Wie oft befinde ich mich selbst in der Lage des Holzfällers? Wie oft erliege ich selbst dem Irrtum, es sei Kraft- und Zeitverschwendung, aktiv Kraft zu schöpfen?

Das wird besonders deutlich, wenn ich den Impuls fasse, mich am Sonntag auf den Weg zu machen, um die Menschenweihehandlung zu feiern oder gar mit den Kindern in die Sonntagshandlung zu gehen.

Solange ich das Aufstehen am Sonntag als Impuls von außen empfinde, fühlt es sich für mich und für die Kinder wie ein weiterer kraftraubender Termin an. Ich will nicht auch noch am Sonntag, wo ich ausschlafen kann, irgendeinen Termin erfüllen. Ich habe keine Zeit, die Säge zu schärfen – ich muss sägen!

Tatsächlich geht es nicht darum, eine weitere Anforderung zu erfüllen, die von außen kommt. Es geht darum, zur Quelle zu gehen, Anschluss zu finden an die Kraft, die bereits vorhanden ist; die Kraft, die mir hilft, zu mir selbst zu finden, mich aufzurichten, innerlich aufzustehen.

Für das zentralste und zugleich rätselhafteste Ereignis, das Christus betrifft, hat sich ein Wort gefunden, das sich diesem Rätsel annähert: Auferstehung. Es hat mit aufstehen zu tun.

Das Ermutigende dabei ist: Christus sagt, dass er auferstehen wird, aber auch, dass er auferweckt wird. Die eigene Bemühung, den Tod aktiv zu überwinden, ist kein Widerspruch zu der Erfahrung, aus dem Tod aufgerichtet zu werden. Aktiv und passiv fallen in diesem geheimnisvollen Vorgang zusammen.

Die gemeinsame Tätigkeit am Altar ist deshalb so bestärkend, weil ich zugleich scheinbar fast gar nichts tue und doch innerlich ganz aktiv bin.

Ostern ist mehr, als nur die Säge zu schärfen. Es geht darum, Anschluss zu finden an die Kraft, die mich aufrichtet, die mich durchströmt, sodass ich selbst erinnere, wie es ist, sich aufzurichten.

Für den Weg durch die Passion zu Ostern wünsche ich Ihnen die Wachheit, Momente zu erkennen, wo Zeit entsteht, um innezuhalten und mit geschärften Sinnen wieder neu anzufangen, was Sie sich selbst als Aufgabe setzen.

Herzlich grüßt Ihr

Claudio Holland

Frieden in die Welt tragen – Kommunion

Jeder Gottesdienst jeglicher Religion zielt wohl in irgendeiner Weise darauf hin, dass sich Göttliches und Irdisches miteinander verbindet oder durchdringt. So natürlich auch in der Menschenweihehandlung.
Dieses „Allerhöchste“ vollzieht sich im christlichen Gottesdienst in Form des Aller-Alltäglichsten: Im Essen und Trinken. Dazu kommt das Wort vom Frieden. Mit einem Fremdwort sprechen wir oft von „Kommunion“.
Verschiedentlich haben wir den halbausgesprochenen Wunsch wahrgenommen, über alles, was damit zu tun hat, einmal in Ruhe ins Gespräch zu kommen. Dem wollen wir im Januar und Februar an zunächst vier Donnerstag Abenden Raum geben. Die Daten und Themen finden Sie im Programm-Flyer.

Jochen Butenholz • Felicia Holland • Claudio Holland

Nicht gesucht – doch was gefunden: Ausstellung Dorothea Bähr

Nach längerer Pause gibt es endlich mal wieder eine Ausstellung „aus den eigenen Reihen“: Ausstellung von Dorothea Bähr aus der Norddeutschen Tiefebene in der Nähe von sumpfigem Moor und teils dunkler brauner Schwaden, die die Dörfer überzog.

Seit Kindesbeinen auf der Suche nach möglichem Selbstausdruck, der die teils düstere Stimmung überwinden half.

Künstlerisches Tun war – mit vielen Unterbrechungen – Teil des Lebens, aufgegriffen wieder vor etwa drei Jahren.

Spielerisch, absichtslos beginnend und dabei gestaltend in die Freude kommend.

Die Ausstellung wird eröffnet am Sonntag, den 3. März im Anschluss an das etwas verkürzte Gemeinde-Café. Zugänglich sind die Bilder bis zum 20. Mai, wie immer im Zusammenhang mit unseren Veranstaltungen oder nach Verabredung mit Jochen Butenholz, Tel. 0174 – 45 57 189.

Dorothea Bähr / Jochen Butenholz

Reinhard Wagner reist nach Japan

Zufällig und fast absichtslos wird Reinhard Wagner 1937 von einem Ehepaar eingeladen, es in Japan zu besuchen, wenn die Emigration aus Nazi-Deutschland gelungen sein werde. Das Familienvermögen, das nur in Deutschland abgehoben werden kann, enthebt den eigentlich armen sächsischen Pfarrer der Reisekosten. Er lernt so fleißig und schnell Japanisch (auch noch bei der langen Eisenbahnfahrt durch Osteuropa, Sibirien und Korea), dass er „vor Ort“ nicht nur das Kind seiner Gastgeber taufen, sondern auch saubere Haikus dichten kann.

Sein Bericht über diese Reise ist eine – noch ungedruckte – Kostbarkeit, der von der Gründungs-Vorgeschichte der japanischen Christengemeinschaft handelt. Davon zu hören, laden wir Sie für den Geselligen Nachmittag am Montag, den 4. März ein.

Regina und Frank Hörtreiter

Aussäen des Osterweizens und Osterfest

Am Sonntag, den 17. März, laden wir um 11:45 Uhr im Anschluss an die Sonntagshandlung alle Kinder und Erwachsenen ein, in der Kirche den Osterweizen auszusäen. Wir bitten wieder darum, dass jedes Kind einen eigenen Topf mit Erde mitbringt! (Für Notfälle halten wir einen Blumentopf mit Erde bereit – also bitte nicht wieder umkehren, falls der Topf vergessen wurde.)

Am Ostersonntag, den 31. März, findet dann ebenfalls im Anschluss an die Sonntagshandlung um 11:45 Uhr das Osterfest statt. Hier bitten wir, dass jedes Kind seinen Topf mit der gekeimten Saat wieder mitbringt.

Claudio Holland • Felicia Holland • Jochen Butenholz

Klavierkonzert Max Hampl: Spätwerke

Max Hampl (*1998) war im Herbst im Rahmen einer „Nebentätigkeit“ bei uns zu Gast: Beim Konzert des Saxophonorchesters spielte er das Kontrabass-Saxophon.

„Hauptamtlich“ aber studiert er derzeit in Dresden an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er mit fünf Jahren. Während der Schulzeit absolvierte er das C-Studium in Kirchenmusik und Orgel, das Klavier-Studium schloss sich an. Seit 2020 ist er Stipendiat des Cusanuswerks. Neben Auftritten als Solist tritt er ebenfalls als Orchesterpianist, Kammermusiker und Liedpianist in Erscheinung. Zu nennen sind Konzerte im Kulturpalast Dresden, im Kultursommer Germersheim sowie in der Musikhochschule Dresden. Außerdem ist er als Klavierlehrer in Dresden tätig. Besondere Zuwendung gibt er der Chormusik.

Das Konzert bei uns am Sonntag, dem 17. März um 17 Uhr, ist „Spätwerken“ gewidmet: von Brahms die Sonate op. 118, von Bach die Sinfonias BWV 789, 790 und 792 sowie von Beethoven die drittletzte Sonate op. 109. Dabei wird er die gespielten Werke jeweils auch einführend erläutern.

Jochen Butenholz

Pergolesi: Stabat Mater

Das Stabat mater von Giovanni Battista Pergolesi (1710 – 1736) ist eine Vertonung eines mittelalterlichen Gedichtes für zwei Gesangsstimmen und Begleitung. Es ist das bekannteste Werk des italienischen Komponisten und entstand 1736, wenige Wochen vor seinem Tod mit nur 26 Jahren. Es wurde geschrieben zum Gebrauch in der Liturgie der Karwoche. Über lange Zeiten war es – vielleicht auch mit durch die Mystifizierung seines frühen Todes – das meistgedruckte Werk des 18. Jahrhunderts; es gibt zahllose Bearbeitungen.

Bei uns wird es in einer Musikalischen Andacht aufgeführt (ähnlich wie im vergangenen Jahr) am Samstag vor dem Palmsonntag, 23. März, um 17:00 Uhr mit Carmen Fuggiss und Christel Chikh (Gesang), Finn Schimmel an der Orgel sowie Jochen Butenholz.

Jochen Butenholz

Abendpredigten mit Musik in der Karwoche

Die Karwoche gestalten wir wieder mit unseren Nachbargemeinden zusammen in einer Reihe von Abendpredigten mit Musik:

Stehen im Kreuz der Ausweglosigkeit

Karmontag, 25. März, 18:00 Uhr
Sich herablassen in die Schuld – Felicia Holland
Musik: Aurelia Lampasiak (Violine)

Kardienstag, 26. März, 18:00 Uhr
Gelähmt gehen Sabine Krüger, Göttingen
Musik: Detlev Lührmann (Oboe d’amore)

Karmittwoch, 27. März, 18:00 Uhr
Opfernd Frieden fühlen – Thomas Demele, Kassel
Musik: Katharina Zimmermann (Harfe)

Gründonnerstag, 28. März, 18:00 Uhr
Aus der Blindheit sehend werden – Helge Tietz, Kassel
Musik: Niels Junge (Violoncello)

Karfreitag, 29. März, 15:00 Uhr
Andacht in der Todesstunde Jesu Christi
Vier Sprecher, Musik: Thomas Reuter (Orgel)

Karsamstag, 30. März, 18:00 Uhr
Die gefundene Mitte verlassen – Claudio Holland
Musik: Wolfgang Heckhausen (Querflöte)

Osternacht – offene Kirche im Dunkeln

Am Ostermorgen wird die Kirche ab 5:00 Uhr morgens (bitte Zeitumstellung beachten!) als Raum der Stille geöffnet sein und der „nächtlichen Begegnung“. Hier kann man meditierend, sinnend oder auch einfach nur still sitzend das Osterlicht erwarten, das sowohl in der Natur als Sonnenaufgang wie auch in der Menschenweihehandlung beim Entzünden der Kerzen als sichtbares Zeichen des Lichtes erscheint, das der auferstandene Christus in die Welt bringt. Diese Veranstaltung geht nahtlos in die morgendliche Menschenweihehandlung über.

Roland Lackner

Harriet Tubman – eine Ermutigerin zur Freiheit

In den USA gehört sie zum Geschichtsunterricht, bei uns ist sie kaum bekannt. Als Sklavin, die ca. 1820 in den Südstaaten geboren wurde, floh sie 1849 in den Norden, wo die Sklaverei schon abgeschafft war. Das Ungewöhnliche und Bemerkenswerte bei ihr ist, dass sie diese Freiheit nicht einfach für sich selbst ersehnte, sondern unter Lebensgefahr viele Mal wieder in den Süden zurückkehrte, um weitere Sklaven zu befreien, insgesamt waren es rund 300. Bei Geselligen Nachmittag am Montag, dem 8. April, werden wir uns dieser beeindruckenden Biografie widmen.

Claudio Holland

300 Jahre Kant – die heikle Grundlage der Moderne

„Die Philosophie der Gegenwart leidet an einem ungesunden Kant-Glauben.“ Mit diesen Worten begann Rudolf Steiner vor 132 Jahren seine Dissertation, die unter dem Titel „Wahrheit und Wissenschaft“ veröffentlicht wurde. Was in der Beziehung zu Kant „Glaube“ ist und was daran ungesund sein könnte, lässt sich nicht in kurzen Worten sagen. Es hat mit der irrigen Vorstellung zu tun, dass es in der Mathematik „synthetische Urteile a priori“ geben könnte. Das kann man ihm nicht vorwerfen, ist doch eine saubere erkenntnistheoretische Grundlage der Mathematik erst 200 Jahre später formuliert worden (durch Paul Finsler). Solche Gedanken führen aber seit 300 Jahren in die Vorstellung, dass die Welt getrennt sei in ein Diesseits und ein Jenseits. Dabei sei im Diesseits im Prinzip alles erkennbar, aber letztlich unwesentlich, während im Jenseits alles wesentlich, aber grundsätzlich nicht erkennbar sei. Ein Weltbild, mit dem man phasenweise recht gut leben, aber sicher nicht gut sterben kann.

Andererseits hat er begeisternde Schriften verfasst wie etwa den Aufsatz „Was ist Aufklärung?“, beginnend mit dem Satz „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Und im Zugehen auf seinen 300. Geburtstag am 22. April wird angesichts der gegenwärtigen Weltlage vielfältig Hoffnung gesucht in seinem Spätwerk „Zum ewigen Frieden“.

In meinem Vortrag am Donnerstag, dem 18. April um 19:30 Uhr möchte ich versuchen, solchen ziemlich komplizierten Gedanken und ihren Folgen für unser aller Leben heute in (hoffentlich) verständlicher Form nachzugehen.

Jochen Butenholz

„Wurzeln und Flügel“ – Wo liegen unsere Quellen?

Textbezogene Gespräche zur Menschenweihehandlung

Jeweils Freitagabend, 17:00 bis 18:30 Uhr mit Kultischem Abschluss

Herzliche Einladung zu diesem Workshop. Man kann auch an einzelnen Abenden teilnehmen. Ein erster Einstieg in die Arbeit hat im November stattgefunden. Hier alle folgenden Termine im Überblick:

  1. Dezember Thematische Erfahrung bzgl. Umrahmung (Anfang und Ende, Ordnung im kultischen Sinn, Episteln)
  2. Januar Substanzverwandlung
  3. Februar Bekenntnis und Glaube
  4. März Opferung: Wer gibt was wohin?
  5. April Credo: Wer spricht was?
  6. Mai Evangelien als Lebensquelle?

Die Titel sind bisher Arbeitstitel, die sich noch verändern können. Ich werde die gesprächsbasierte Textarbeit ergänzen und vertiefen mit kleinen sozial-künstlerischen Übungen. Elemente wie Stille, Nachklang und Nachbild können Teil der Arbeit sein. Die Treffen finden in der Kirche statt.

Kontakt

Schubert-Klaviertrios

Für den 19. November vergangenen Jahres, Schuberts Todestag, war eine Aufführung seiner beiden Klavier-Trios op. 99 und op. 100 angekündigt. Diese Aufführung musste krankheitshalber ausfallen. Sie wird nun nachgeholt am Sonntag, dem 21. April um 17:00 Uhr. Es spielen – wie schon damals angekündigt – Malte Heutling (Berlin), Violine, Ludwig Döll Violoncello und Mirjam Westphal Klavier. Die beiden Werke galten lange Zeit als das Nonplusultra frühromantischer Kammermusik.

Jochen Butenholz

Harfentag – open Stage

Wir heißen Sie herzlich Willkommen zu unserer ersten „Open Stage“ für alle Harfenisten und Harfenistinnen Niedersachsens am Samstag, den 27. April um 17:00 Uhr. Es erwartet Sie der spontane Geist der Musik. Groß und klein, zusammen oder alleine, werden die Harfensaiten zum Erklingen bringen.

Katharina Zimmermann

Die Bildhauerin Edith Maryon

„Edith Maryon (1872-1924) war eine der bedeutendsten Mitarbeite­rinnen Rudolf Steiners, ein naher Freund und esoterischer Schüler an seiner Seite. Maryon hatte eine große, wesentliche Bedeutung für Rudolf Steiner im letzten Jahrzehnt seines Lebens und Werkes; mit ihr zusammen schuf Rudolf Steiner die epochale Dornacher Christus-Plastik sowie zahlreiche weitere Arbeiten am entstehenden Goetheanum. Edith Maryon begleitete Rudolf Steiners  Wege ab den Jahren 1914/15 mit größter Aufmerksamkeit – aus der verborgenen Werkstatt des Dornacher Ateliers und in nahezu täglich geführter Korrespondenz. Niemand anderes – Marie Steiner-von Sivers aus­genommen – vollzog Rudolf Steiners Arbeit und Lebenssituation in dieser Zeit so genau mit wie Edith Maryon; niemand bekam auch nur annähernd so viele, detaillierte und von einer großen Nähe zeugenden Briefe Rudolf Steiners in den Jahren 1918-1924 wie sie – Briefe, in denen Rudolf Steiner von seinen Vorträgen und seiner persönlichen Situation berichtete, von der umkämpften Lage der Anthroposophie in der Öffentlichkeit sowie vom Versagen der Anthroposophischen Gesellschaft, dem Fehlen wirklicher Mitarbeiter in größerer Zahl. Selten unterblieb Rudolf Steiners Betonung seiner Sehnsucht nach dem Dornacher Atelier und der gemeinsamen Tätigkeit.“ (Aus dem Vorwort von Peter Selgs Biographie „Edith Maryon“)

Am 2. Mai, ihrem 100. Todestag, um 19:30 Uhr möchte ich versuchen, diese eher wenig bekannte Dornacher Persönlichkeit insbesondere in ihrem Zukunft-Willen zu schildern.

Jochen Butenholz