Liebe Gemeinde,
während ich diese Zeilen verfasse, finden die letzten Stunden des Jahres 2024 ihren Übergang in das neue Jahr 2025. Ein neues Programm zu gestalten, erfordert jedes Mal den Blick nach innen in unsere Gemeinschaft: Wo bedarf es einer Veränderung? Wo lagert sich Staub ab, ohne dass er bemerkt wurde? Welcher Themen, Impulse und Fragestellungen bedarf es, um dem Leben mit den Sakramenten einen geeigneten Raum zu geben? Gleichzeitig richtet sich der Blick auf die aktuelle Weltlage, die Zeitgenossenschaft, die uns alle gleichermaßen betrifft. Was geschieht momentan an Veränderungen in der Gesellschaft, wie verändert sich die Natur, das gemeinsame Leben auf diesem Planeten?
Dieses Wenden des eigenen Bewusstseins nach innen und nach außen erfordert eine ur-menschliche Tätigkeit, dass wir nämlich „inne“-halten, stehen bleiben, einkehren. In dieser Tätigkeit des „Nicht-Tuns“ geschieht es leicht, dass im eigenen Bewusstsein zuerst das in Erscheinung tritt, was gerade nicht rund läuft, was liegen geblieben oder nicht gelungen ist. Das kann unangenehme Gefühle auslösen. Das, was an Nachrichten aus dem Weltgeschehen zu uns gedrungen ist, kann sich sogar zusammentun mit den unangenehmen Gefühlen der eigenen Nöte. Dieses Zusammentreffen von Innen und Außen kann dazu führen, dass wir Momente der Ruhe latent umgehen, uns lieber ablenken mit anderen Dingen, wenngleich die Sehnsucht nach Ruhe weiter bestehen bleibt, sich vielleicht sogar steigert.
Ruhe ergibt sich heute nicht mehr von selbst, sogar dann nicht, wenn die äußeren Einflüsse verringert werden. Besinnung ist mehr denn je zu einer Herausforderung geworden. Um zur Ruhe zu kommen, begegnen wir natürlicherweise einer Hürde, die es zu nehmen gilt. Diese Hürde besteht im Erkennen und Annehmen negativer Gefühle, denen wir uns zu stellen haben. Ob beispielsweise ein Gefühl der Ohnmacht, ein Nicht-Genügen, ein Gefühl des Kontrollverlustes oder der Einsamkeit an die Oberfläche kommt, ist individuell sehr unterschiedlich. Diese Gefühle können als Wegweiser dienen, die uns in unbewusste Seelenbereiche führen können, nämlich dahin, zu ergründen, warum wir so sind, wie wir sind.
Für ein Kind ist ein Gefühl der Ohnmacht ein lebensbedrohlicher Zustand, den es mit allen Mitteln zu vermeiden gilt. Als Erwachsene können wir die Erfahrung machen, dass die Ohnmacht ein Schlüssel sein kann zu einem erweiterten Verstehen, sogar zu einem Erleben der Christus-Gegenwart. „Die Erfahrung der Ohnmacht gehört zu den radikalsten, die man erleben kann (…), weil sie uns da ergreift, wo wir wurzeln“, schreibt die Autorin Christine Gruwez [1]. Rudolf Steiner [2] beschreibt: „Keiner, der ehrlich diese Selbsterkenntnis anstrebt, wird sich anderes heute als Mensch sagen können als: Ich kann es nicht fassen (…) ich empfinde meine Ohnmacht gegenüber meinem Streben. (…) Dann, wenn man genügend kräftig diese Ohnmacht empfindet, dann kommt der Umschlag. (…) Wir können die Krankheit spüren in unserer Ohnmacht, wir können aber auch den Heiland, die heilende Kraft spüren, wenn wir die Ohnmacht erlebt haben, dem Tode verwandt geworden sind in unserer Seele. Indem wir den Heiland spüren, fühlen wir, dass wir etwas in unserer Seele tragen, das aus dem Tode jederzeit auferstehen kann im eigenen inneren Erleben. Wenn wir diese (…) Erlebnisse suchen, finden wir in unserer eignen Seele den Christus.“
Indem wir uns auf uns selbst besinnen und die Hürden als Erkenntnis-Werkzeuge verwenden lernen, können wir uns auch tatkräftig dem zuwenden, was im Leben an Aufgaben auf uns zukommt.
In Vorfreude auf die gemeinsame Arbeit grüße ich Sie, auch im Namen meiner Kollegen, sehr herzlich,
Ihre Felicia Holland
[1] Christine Gruwez. Die Wunde und das Recht auf Verletzlichkeit. Meditationen zur Zeitlage. Urachhaus 2023, S. 43
[2] Rudolf Steiner aus: Wie finde ich den Christus? in ders.: Der Tod als Lebenswandlung, GA 182, Dornach 1996, S. 187
Gesprächskreis mit neuem Thema: Paulus
Seit mehreren Jahren trifft sich ein Gesprächskreis regelmäßig dienstags von 18:15 bis 19:30 Uhr (außer in den Schulferien) mit Jochen Butenholz. Regelmäßige Teilnahme ist gerne gesehen, aber nicht Bedingung. Nach gründlicher Arbeit an Credo und Vaterunser mit mancherlei inhaltlichen Ausflügen, insbesondere ins Johannes-Evangelium, soll nach den Sommerferien ein neues Thema begonnen werden: Paulus.
Es ist im Umfeld der Christengemeinschaft gelegentlich formuliert worden, das Christentum entwickle sich in drei Stufen: Zunächst das petrinische Christentum, repräsentiert durch die katholische Kirche; dann das paulinische Christentum, repräsentiert durch die protestantischen Kirchen, und dann gestalte die Christengemeinschaft das johanneische Christentum. Diese einigermaßen arrogante Haltung ignoriert, dass wir vielleicht gerade erst begonnen haben, Paulus zu verstehen. Hier warten noch große verborgene Schätze.
Im Gesprächskreis werden wir uns insbesondere der Apostelgeschichte widmen, die eine geistige Biografie des Paulus darstellt. Von da her werden sich viele Gelegenheiten zu Ausflügen in die theologischen Texte seiner Briefe finden. Als Hilfsmittel für das Thema weise ich hin auf das kürzlich von Johannes Lauten herausgegebene Buch mit dem Titel „Die Schöpfung wartet auf den Menschen – Die Briefe des Paulus in neuer Übersetzung sowie Beiträge zum Apostel Europas“, Verlag Urachhaus.
Jochen Butenholz
Informations-Abende
Die Christengemeinschaft – was ist das eigentlich?
In sechs kompakten Informationsabenden, die ich zu Beginn des neuen Jahres anbiete, gibt es wieder die Möglichkeit, einiges Grundlegende über die Christengemeinschaft zu erfahren, unabhängig davon, ob Sie diese schon kennen oder noch nicht. Bringen Sie einfach alle offenen und kritischen Fragen zum Thema „Religion“, „Kirche“ und „Christentum“ mit. Wir treffen uns jeweils am Montagabend um 19:30 Uhr im Gemeindehaus in der Ellernstraße 44.
Folgende Themenbereiche werden wir ansprechen:
20.1. Was ist Religion, was ist „Christentum“? Was ist ein Gebet im Unterschied zur Meditation?
27.1. Wie kam es zur Gründung der Christengemeinschaft?
03.2. Ein neuer Zugang zum Evangelium
17.2. Sakramente: Taufe und Sonntagshandlung (Kindergottesdienst), Konfirmation
24.2. Menschenweihehandlung (Abendmahl), neue Beichte (Beziehung zum Schicksal), Rituale beim Sterben
03.3. Priesterweihe heute, wozu sakramentale Trauung?
Selbstverständlich ist es möglich, nur an einzelnen Abenden teilzunehmen. Jeder ist herzlich willkommen!
Claudio Holland
Horizonte öffnen mit Rudolf Steiner
Am 30. März jährt sich zum 100. Mal der Todestag Rudolf Steiners. Ihm verdanken wir eine Fülle vollkommen neuer Perspektiven für die unterschiedlichsten Kulturbereiche: Landwirtschaft, Christologie, Pädagogik, Philosophie, Malerei, Heilpädagogik, Bewegungskunst, Sprache, Rituale, Architektur, Medizin, innere Schulung und vieles andere. Sein Anliegen war es nie, Rezepte oder gar Regeln für das Leben zu geben. Er litt darunter, wenn ihm einfach blind geglaubt wurde, denn er hoffte auf den Mut jedes einzelnen Menschen, seine Anregungen selbst zu verstehen, sie aufzugreifen und aus dieser persönlichen Horizonterweiterung eigene Ideen zu entwickeln, sodass die Anthroposophie eine lebendige, individuelle Quelle wird. Auch die Christengemeinschaft wäre ohne seine umfangreiche Hilfe nicht entstanden, wenngleich er ungewöhnlich stark betonte, dass die Rituale nicht von ihm stammen, sondern nur durch ihn vermittelt sind. Bei diesem sehr stark formenden Element war er besonders darauf bedacht, einen Freiraum zu schaffen, indem er seine eigene Person daraus sehr zurücknahm.
Sein Todesdatum soll nicht Anlass sein zum Gedenken, zum ehrenden Rückblick, sondern Fragen in die Zukunft anregen: Welche Horizonte, die wir noch vor uns haben, sind durch seine Anregungen eröffnet worden? Welche Entwicklungen, die man vorher vielleicht nicht hätte denken können, sind durch seine Person als Möglichkeit sichtbar geworden und zum Teil schon erkennbar?
In einer losen Reihe von Veranstaltungen wollen wir versuchen, solche Horizonte in den Blick zu nehmen.
Im vorliegenden Programm werden folgende Themen angeboten:
- Am 23. Januar wird Claudio Holland unter dem Titel: „Ich will ihn suchen“ – Sehnsucht nach Zukunft braucht Anknüpfung an das Leben vor der Geburt“ den Versuch einer Ergänzung unternehmen: Die bekannte Hoffnung auf ein nachtodliches Leben („Komme ich in den Himmel?“), hat eine selbstbezogene Einseitigkeit, weil sie sich um das eigene „Seelenheil“ dreht. Rudolf Steiner hat die Anregung gegeben, sie zu erweitern um die Frage nach einem Leben vor der Geburt, die nach dem Sinn und dem Auftrag fragt, den wir mitbringen. Die Sonntagshandlung für die Kinder knüpft an diese Frage an.
- Am 6. Februar wird Felicia Holland unter dem Titel: „Geistige Führung – Vertrauen und das Paradoxon der Freiheit“ das Buch Rudolf Steiners „Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit“ zum Anlass nehmen, über Entwicklungsfragen zu sprechen. Es wird um den Begriff des „Erwachsenwerdens“ gehen, wie der Christus-Impuls gerade zum Zeitpunkt der Konfirmation ins Innere und damit gleichzeitig in die Freiheit eines jeden einzelnen Menschen hineingenommen werden kann, als fortwährende Tätigkeit. Und wie sieht es dann mit der Führung aus?
- Am 13. Februar wird Felicia Holland darüber sprechen, wie sich „Schulung im Alltag verankern“ lässt. Dieses Thema schließt sich wie von selbst an das Thema der vorhergehenden Woche an. Darstellung, Gespräch und kleine praktische Übungen werden an diesem Abend Raum haben.
- Am 13. März wird Jochen Butenholz unter dem Titel: „Sonne, Mond und Sterne – und der Mensch“ In der Neuzeit hat sich vom Kosmos stufenweise das Bild eines leeren Raumes mit einzelnen Anhäufungen von Gas-Molekülen gebildet. Ein solcher Kosmos hätte rein gar nichts mit dem Menschen zu tun. Diese Denk-Sackgasse wieder überwunden zu haben, ist eine Großtat Rudolf Steiners. Himmel und Erde werden wieder zu Wirkens-Räumen geistiger Wesen, die das Werden des Menschen vom Urbeginn bis zum Weltenziel begleiten.
- Ein Gespräch zu Passion am 27. März wird unter dem Titel „Freiheit und Karma“ einen Austausch anbieten zu der Frage, wie man Schicksal nicht nur als unausweichliche Vorbestimmung und Folge früheren Verhaltens sehen kann, sondern als Raum für freie Entwicklung und zugleich als Vorbereitung künftiger Aufgaben.
- Am Sonntag, den 30. März, dem Todestag Rudolf Steiners, wird Felicia Holland im Anschluss an die Weihehandlung und Sonntagshandlung unter dem Titel: „Der Keim, der in jedem Menschen liegt“ eine Fest-Ansprache halten.
- Frank Hörtreiter wird über „Ichwahn und Allmachtsphantasie – der Antichrist“ am 3. April sprechen (siehe dazu weiter unten seinen Beitrag).
- Für das nächste Programm können wir schon für den 10. April ankündigen, dass Jochen Butenholz unter dem Titel: „Auferstehung“ sprechen wird. Ohne Auferstehung gibt es kein Christentum, und ohne wenigstens anfängliche Erkenntnis der Auferstehung verliert sie selbst sich mehr und mehr aus dem Bewusstsein und damit irgendwann aus der Wirklichkeit. Schaut man zu diesen Fragen in die theologischen Positionen der Konfessionen, so kann man die Bedeutung der Anthroposophie für eine Zukunft der Theologie ahnen.
Felicia Holland • Jochen Butenholz • Claudio Holland
Konzert Duo Fiore
Momoko Konishi wurde in Kobe, Japan, geboren. Mit vier Jahren begann sie Violine zu spielen und studiert derzeit Musik in der Soloklasse (Konzertexamen) an der Musikhochschule Hannover. Den Master of Music hat sie ebenda mit Bestnote abgeschlossen. Im Jahr 2023 gründete sie mit der Pianistin Hinako Inoue das „Duo Fiore“ und gewann den 3. Preis beim 20. Kammermusikfestival „Musik in der Altstadt“ in Hannover.
Hinako Inoue, ebenfalls geboren in Japan, studierte in Tokyo als Schulstipendiatin Klavier. Nach ihrem Abschluss als Jahrgangsbeste wurde sie an der Musikhochschule Hannover aufgenommen. Seit 2022 studiert sie dort in der Soloklasse sowie Kammermusik an der Musikhochschule Leipzig.
In ihrem Konzert als Duo Fiore am Sonntag, dem 26. März um 17:00 Uhr spielen sie Werke von Edward Elgar, Fritz Kreisler, Johann Sebastian Bach, Leoš Janáček, Bela Bartok und Sergei Prokofjew.
Jochen Butenholz
Thomas von Aquin zum 800. Geburtstag
Er gilt in der katholischen Kirche bis heute als mindestens einer der bedeutendsten Theologen und Kirchenlehrer. Aber auch die Anthroposophie Rudolf Steiners wie auch die Grundlagen der Theologie der Christengemeinschaft sind ohne innere Verbindung mit Thomas kaum denkbar.
Geboren ist Thomas wahrscheinlich kurz vor oder kurz nach Neujahr 1225, also vor 800 Jahren, in Aquino zwischen Rom und Neapel – Grund genug, scheint mir, beim Geselligen Nachmittag am 3. Februar den Grundlinien seines Lebens und Wirkens nachzulauschen.
Jochen Butenholz
Bilder aus 20 Jahren – Vernissage Barbara Hug
Die Bilder sind in der Zeit von 2003-2023 entstanden. Sie stammen aus verschiedenen Phasen, in denen mir meine berufliche Tätigkeit Raum fürs Malen ließ. Es handelt sich um eine Reihe von Porträts, Selbstporträts im weitesten Sinne, sowie flüchtige Eindrücke, Nachklänge von Begegnungen, Ereignissen und Stimmungen.
Zu mir selbst: Im Anschluss an meine Schulzeit an der Freien Waldorfschule in Pforzheim erhielt ich eine Ausbildung zur Klavierlehrerin und war unterrichtend an einer Jugendmusikschule und privat tätig. Berufsbegleitend besuchte ich das Seminar für Waldorfpädagogik in Hamburg und absolvierte eine Zusatzausbildung zur Heilpädagogin in Kassel. Seit 2006 unterrichte ich an einer Schule für seelenpflegebedürftige Kinder und Jugendliche. Neben meiner beruflichen Tätigkeit bin ich bemüht, mich in den verschiedenen künstlerischen Disziplinen, wie Gesang, Stimmimprovisation und Malerei weiterzuentwickeln.
Am Sonntag, dem 9. Februar nach den Gottesdiensten findet eine Vernissage der Ausstellung statt unter musikalischer Mitwirkung von Thomas Reuter.
Barbara Hug
Traditionelle und moderne Klänge aus Georgien
Mehrmals haben wir hier schon georgische Musik mit ihrer ungewöhnlichen Mehrstimmigkeit wahrnehmen dürfen. Das uns von daher bekannte Sextett hat gewisse Verwandlungen erfahren zu einem Chor mit dem Namen „Qirioni“. Etwa 15 SängerInnen sind beteiligt unter der Leitung von Davit Kintsurashvili (Einstudieren und Dirigieren) und Tinatin Tsereteli (Stimmbildung). Der Chor besteht seit ca. zwei Jahren und hat mittlerweile mehrere Konzerte erfolgreich durchgeführt.
Davit Kintsurashvili ist Oberstufen-Musiklehrer an der Waldorfschule am Maschsee neben vielerlei anderen musikalischen Aktivitäten.
Tinatin Tsereteli ist Sängerin-Songwriterin, Musikdozentin und Kulturwissenschaftlerin. Die vielfach aktive Musikerin bringt mit ihrem gleichnamigen Soloprojekt TINATIN seit einem Jahr ein besonderes Crossover aus Soul, Jazz und Pop auf die Bühnen in Norddeutschland. Mit ihrer Band wurde sie im Sommer 2019 von einer Fachjury als Repräsentantin der UNESCO City of Music in Italien und Tschechien ausgewählt. Ihre Wurzeln liegen in Tiflis/Georgien, die Wahlheimat ist Hannover. Weiteres findet man unter ihrem Namen im Internet, insbesondere bei YouTube.
Jochen Butenholz
Der heilige Pardauz. Christian Morgensterns Galgenlieder
Morgensterns „Galgen-Dichtung“ umfasst meines Wissens vier Zyklen: Galgenlieder, Palmström, Palma Kunkel und Der Gingganz. Wir haben es hierbei nicht nur mit unterhaltsam-skurrilem Sprachwitz zu tun; nein, es handelt sich gleichzeitig um Schöpfungen von hohem poetischem Rang! Als ich vor vielen Jahren schwer krank war, habe ich mich an der Genialität dieser Gedichte wunderbar erbaut und einige davon auswendig gelernt. Morgenstern spricht nicht einfach um der Pointen willen, sondern es ist die Liebe zur Sprache, die ihn mit ihr spielen lässt. Und es gibt auch zutiefst Lyrisches von höchstem Charme:
Palmström wünscht sich manchmal aufzulösen,
wie ein Salz in einem Glase Wasser,
so nach Sonnenuntergang besonders.
Möchte ruhen so bis Sonnenaufgang
und dann wieder aus dem Wasser steigen –
Venus-Palmström-Anadyomene …
Feinste Ironie, vereint mit hintergründigem Tiefsinn – und nicht zuletzt mit Musikalität! Ich freue mich jetzt schon auf den 27. Februar, wo ich versuchen werde, die Vielfalt und Genialität dieser sprachmusikalischen Schöpfungen zum Erlebnis zu bringen.
Thomas Reuter
Klavierkonzert Gregor Arnsberg
Gregor Arnsberg, in München geboren, erhielt wichtige Impulse von Dafydd Llywelyn, setzte dann sein Klavierstudium an den Musikhochschulen Hannover und Essen fort, das er dann mit Auszeichnung abschloss. Zu seinen internationalen Auftritten zählen Konzerte beim Korsholm Festival, dem UCD College Dublin, dem Ambleside Festival, den Amerika-Konzerten an der Ruhr, dem „Ein Winter auf Mallorca“ Festival, dem toujours Mozart Festival und der Mozartwoche in Kloster Seeon. Solowerke und Kammermusik mit ihm sendeten der NDR, BR, SFB, WDR und das ZDF. Er lebt als freiberuflicher Pianist und an zwei Waldorfschulen als Eurythmie-Begleiter in München.
Wenn er am 1. März nach längerer Pause wieder einmal zu uns kommt, wird er Werke von Bach (aus dem Wohltemperierten Klavier), Prokofjew (3. Sonate op.28), Schubert (2 Impromptus), Chopin (aus den Études op. 10 und Préludes op.28) und Skrjabin (aus den Études op. 11) spielen.
Jochen Butenholz
Ichwerdung – die Schriftstellerin Milena Michiko Flašar
Die Schriftstellerin Milena Michiko Flašar stammt von österreichisch-japanischen Eltern. Sie beschreibt Menschen, die sich anfangs unnötig vorkommen. Wodurch werden Sie sie selbst? Die Autorin ist – vielleicht durch den Hintergrund aus zwei einander so fernliegenden Kulturen bedingt – zu einem distanzierten und zugleich einfühlsamen Schildern fähig. Ihre Figuren sind zunächst befremdlich einsam und finden dann doch zum Nächsten. Davon möchten wir Ihnen am 3. März erzählen.
Ihre Regina und Frank Hörtreiter
„Das Heilige Land ist ein Lehrmeister“
Was wir vom Konflikt in Israel/Palästina lernen können…
Israel/Palästina ist in vielfacher Hinsicht das „Kreuz der Erde“ – geografisch, historisch, kulturell und vor allem auch religionsgeschichtlich. Am 6. März werden wir zunächst kurz darauf schauen, wie geworden ist, was heute so umkämpft in der Welt einen multikulturellen Knotenpunkt und Fokus des Interesses bildet, was für die Bewohner nicht immer zum Segen zu sein scheint, aber so ungeheuer lehrreich sein kann für jeden, der in diese Region eintaucht. Über die Vergangenheit wird man sich nicht immer einigen können, es gibt viele Narrative, auch die Gegenwart ist kontrovers. Aber: kann es wenigstens eine gedeihliche Zukunft für die Menschen geben? Wenn wir einzelne Menschenschicksale anschauen, wird deutlich, wie ungeheuer verquickt die Lebenswege sind, und dass wir das Gut-Böse-, Schwarz-Weiß-, Opfer-Täter-Narrativ hinter uns lassen müssen, wenn es fruchtbar weitergehen soll. Können wir alle etwas von diesen Widersprüchen lernen, auch für unsere eigenen Konflikte im Großen und Kleinen?
Nur wenn wir bereit sind, die Nöte des jeweils anderen zu sehen und mitzufühlen, und uns auf die Gottes-Ebenbildlichkeit des Mitmenschen zu besinnen, werden wir lernen, einander wirklich anzuerkennen und damit Frieden in der eigenen Seele fühlen können. Oder, wie es ein Aktivist sagte: Hoffnung hat man nicht, aber man kann sie sich machen, schaffen, sie verschenken…
Ilse Wellershoff-Schuur
Konzert Axel Sebastian Dehmelt 15.März, 19:00 Uhr
Nachdem ich schon viermal als Cellist in der Christengemeinschaft Hannover zu Gast sein durfte und immerhin mit Kompositionen von Bach, Beethoven und César Franck wenigstens schon einmal Musik aus drei verschiedenen Epochen, dem Barock, der Klassik und der Romantik erklungen sind, wird es nun, denke ich, auch einmal Zeit für Musik neuerer Epochen. Zwischen zwei Suiten Johann Sebastian Bachs stehen dieses Mal Werke von Luigi Dallapiccola (1904-1975) und Gerhard Müller-Hornbach (*1951). Dallapiccolas „Ciaccona, Intermezzo e Adagio“ entstand 1945 unter dem unmittelbaren Eindruck der Zerstörung Europas, und doch gelingt es diesem, Tradition und Avantgarde seiner Zeit meisterhaft verbindenden Werk, spätestens im dritten Satz, dem Adagio, auch die Ahnung eines leisen, zarten, neuen Anfangs zu vermitteln. Gerhard Müller-Hornbachs Komposition „An der Schwelle“ entstand im Frühjahr 1991. Das Stück steht in vielerlei Hinsicht musikalisch an einer Schwelle und darin und dabei im Ganzen auch an der Schwelle des 20. zum 21. Jahrhundert.
Axel Sebastian Dehmelt
„Qui tollis peccata mundi“
aus der Sicht Johann Sebastian Bachs und Wolfgang Amadeus Mozarts
Es ist ein großes Glück und unschätzbares Geschenk, ich glaube nicht nur für Musiker, die Worte „Qui tollis peccata mundi, misere nobis, suscipe deprecationem nostram“ (deutsch: Der du die Sünden der Welt hinwegnimmst, erbarme dich unser, nimm unser Flehen gnädig auf) in jeweils einzigartigen Vertonungen von zwei der größten Komponisten der abendländischen Musik überliefert zu haben.
Hörend und das Gehörte ganz vorsichtig bedenkend und gemeinsam besprechend soll versucht werden, der jeweiligen Einzigartigkeit der Perspektive auf den Inhalt dieser Worte in Bachs h-Moll-Messe zum einen und Mozarts c-Moll-Messe zum anderen auf die Spur zu kommen, um so gleichermaßen das Verständnis der Worte als auch das der Musik zu vertiefen.
Als Ideal kann einem dabei vorschweben, wie der Blick auf ein und dasselbe Geschehen durch zwei verschiedene Evangelisten das Verständnis für das Geschehen selbst ebenso vertieft wie für die jeweilige Perspektive der Evangelisten. – Sonntag, 16. März, 11:45 bis ca. 12:30 Uhr.
Axel Sebastian Dehmelt
Orthodoxe Gesänge zur Fastenzeit
Inzwischen sind sie vielen von uns vertraut, die jungen Sänger des ODA A-Capella-Ensembles (auch Rachmaninov-Ensemble) aus Kiew in der Ukraine. Dieses Mal werden sie uns Gesänge zur Fastenzeit aus der ukrainisch-orthodoxen Kirche mitbringen, am Donnerstag, dem 20. März um 19:30 Uhr. Ein Schritt zur weiteren kulturellen Integration der Ukraine, die uns trotz allem noch so wenig bekannt ist.
Jochen Butenholz
„Das Ich ist im Menschen dasselbe wie Christus in der Welt“
Dieser Satz, zitiert aus einem frühen Vortrag von Rudolf Steiner, ist das Leitmotiv einer Veranstaltung am Vorabend von dessen 100. Todestag, Samstag, dem 29. März von 17 bis 21:30 Uhr
Wenn Steiner von uns als Menschheit erwartet, dass wir die Kraft entwickeln: „diejenigen Dinge, die die materialistische Weltanschauung aufgebracht hat, wieder zu verwandeln in Gottesdienst“, dann nehmen wir diese Veranstaltung als eine Übung, nun Wissenschaft, Kunst und Religion zu einem ganzheitlichen Erlebnis zusammenzuführen.
So können die Elemente des Künstlerischen und des Spirituellen auch im 1.Teil der Veranstaltung, von 17 bis 18:30 Uhr, im Gespräch dazu beitragen, unseren ansonsten nur „Wissen schaffenden“ Weg zu einer von Steiner geforderten Kraft-Entfaltung gemeinsam zu gehen. Im zweiten Teil (19 bis 21:30 Uhr) richten wir die Aufmerksamkeit auf das, was in uns spricht. Wir vollziehen (immer) mit der Musik, hier von Mendelssohn-Bartholdy, Martinu und Schubert, „sinnliche Prozesse, in die Spirituelles hineinströmt im Sich-Vollziehen“.
Mitwirkende sind Kurt Eschmann, Jochen Butenholz und das Musicon-Streichquartett. In der Pause wird ein kleiner Imbiss angeboten.
Kurt Eschmann, Jochen Butenholz
Ichwahn und Allmachtsphantasie – der Antichrist
Der reine Mensch ist eine schillernde Bezeichnung. Was ist Menschlichkeit ohne Christus? Der Antichrist ist schon früh eine klar umrissene Figur gewesen; ein Doppelgänger Christi am Ende der Zeiten. In der monumentalen Marienkirche in Frankfurt/Oder gibt es drei Fenster, die glücklicherweise durch Abbau im 2. Weltkrieg und Abtransport nach St. Petersburg bewahrt und wieder eingesetzt worden sind: sie schildern die Schöpfung, Christus und den Antichrist. Eine Zeitlang war dieser für die Christen so weit entlegen wie die Engel, aber heute wird er wieder wichtig, zumal viele von uns sich in apokalyptischen Zeiten fühlen. Der Vortrag am 3. April soll diese Gestalt schildern, aber auch die Missverständnisse, die sich oft im Bereich der Christengemeinschaft und Anthroposophie damit verknüpfen, als ob er „der“ Widersacher sei. Rudolf Steiner hat sich dazu klar geäußert. Eines seiner Verdienste war ja, die Vielgestaltet des Bösen nachfühlbar und verstehbar zu machen; die Christengemeinschaft verdankt ihm viel.
Frank Hörtreiter
Für Kinder
Aussäen des Osterweizens und Osterfest
Am Sonntag, den 6. April, laden wir um 11:45 Uhr im Anschluss an die Sonntagshandlung alle Kinder und Erwachsenen ein, in der Kirche den Osterweizen auszusäen. Wir bitten wieder darum, dass jedes Kind einen eigenen Topf mit Erde mitbringt! (Für Notfälle halten wir einen Blumentopf mit Erde bereit – also bitte nicht wieder umkehren, falls der Topf vergessen wurde.)
Am Ostersonntag, den 20. April, findet dann ebenfalls im Anschluss an die Sonntagshandlung um 11:45 Uhr das Osterfest statt. Hier bitten wir, dass jedes Kind seinen Topf mit der gekeimten Saat wieder mitbringt.
Claudio Holland • Felicia Holland • Jochen Butenholz