Liebe Gemeinde,
„Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Verkündigung leerer Wahn und leerer Wahn auch euer Glaube.“
Ohne Auferstehung kein Christentum – mit diesen klaren Worten formuliert Paulus (1. Korinther-Brief 15,13) den so schwer verstehbaren Stein des Anstoßes. Schaut man in die Literatur oder den öffentlichen Diskurs, so steht man doch vor der Frage: Wer „glaubt“ denn heute noch an eine Auferstehung – ?!
Die Auferstehung Christi damals war ein Vorgang, den niemand miterlebt hat. Sie haben ihn begleitet bis zur Gefangennahme, dem Prozess, der Quälerei und schließlich zum Tod und zur Grablegung. Am Karfreitag um 18:00 Uhr war das alles vorbei.
Und Ostern am frühen Morgen hat Maria Magdalena als erster Mensch (eine Frau!) den Auferstandenen geschaut. Dazwischen ist eine Lücke. In apokryphen Texten gibt es bildhafte Beschreibungen zur sogenannten „Höllenfahrt“ – aber das ist doch alles nur schwer greifbar. Es bleibt das Bild des leeren Grabes – für jeden wahrnehmbar, der da war – und für Einige die Begegnung mit dem Auferstandenen, so die Überlieferung.
Was dazwischen war, ist für den gewöhnlichen Intellekt nicht fassbar. Das ist mit gutem Grund so. Denn dieser gewöhnliche Intellekt ist selber eine Gabe der Widersacher: „Ihr werdet erkennen …“, sagt die Schlange bei der Verführung im Paradies. Und seit dem Biss in den Apfel können wir erkennen.
Wenn nun die Auferstehung wirklich die entscheidende Tat zur Überwindung der Widersacher sein soll, dann kann sie gar nicht mit der Gabe dieser Schlange begriffen werden!
Wie kann man dann eine Beziehung zu der Auferstehung finden?
Drei Wege meine ich zu sehen:
- Es gibt offenbar auch heute Menschen, die unmittelbare Begegnungen mit dem Auferstandenen haben. Es gibt eine vielfältige Literatur dazu. Manchmal ist es wohl „Gnade“; es gibt vielleicht auch Schulungswege, die in solche Richtung führen. Anzukommen, dürfte nur Wenigen vorbehalten sein.
- Es gibt Erkenntnismittel, die über den „gewöhnlichen Intellekt“ hinausführen. Die Anthroposophie bietet einen solchen an. Bemüht man sich ernstlich um „verlebendigte Gedankenbildung“, so kommt man im Lauf längerer Zeit stückweise einem Verstehen der Auferstehung näher. Dieser Weg mag Vielen möglich sein. Ein regelmäßiger Umgang mit dem Evangelium bewirkt Ähnliches.
- Im Kultus ist eine unmittelbare Aufnahme von Auferstehungs-Kräften in die Leiblichkeit gemeint. Dieser Weg steht grundsätzlich Jedem offen. Allerdings sind auch hier die eigenen Wahrnehmungs-Möglichkeiten äußerst verschieden. „Wie soll ich daran glauben – ?“
Vielleicht lohnt sich ein Versuch, wenn die eigene Sicherheit hierfür noch als zu dünn erlebt wird: Nehmen Sie ein halbes Jahr regelmäßig jede Woche an der Weihehandlung teil – und dann ein halbes Jahr lang gar nicht. Und dann versuchen Sie wahrzunehmen, ob ein Unterschied vorliegt.
Ob sich so ein Versuch „lohnen“ würde?
Herzlich grüßt
Jochen Butenholz
Die Memoiren der Glückel von Hameln
Kurz nach dem 30jährigen Krieg: eine jüdische Frau wird zwölfjährig mit einem fremden Mann verlobt, heiratet ihn 14jährig, bekommt zwölf Kinder und führt eine glückliche, partnerschaftliche Ehe. Als ihr Mann stirbt, übernimmt sie – trotz aller üblichen weiblichen Unterordnung – das Geschäft und manövriert sich und ihre Familie durch viele Unfälle und Unglücke. Wie schafft ein Mensch das? Ihre Erinnerungen darüber geben Auskunft. Es wollen Ihnen davon erzählen
Regina und Frank Hörtreiter
Blut und Atem – Versuch einer Physiologie der Auferstehung
In den jahreszeitlichen Gebeten der Weihehandlung erscheinen überraschende Formulierungen zur Passions- und Osterzeit. Von Verwandlungen im menschlichen Blut und Atem wird da gesprochen, die dem Wahrnehmen nicht ohne weiteres zugänglich sind. In den ersten Passionswochen werden Sehnsucht und Entbehrung genannt, in der Karwoche Betrübnis und Hoffnung, und zu Ostern wird daraus Erfüllung, Trost, Jubel und Gnade.
In dem für Donnerstag, den 4. Mai um 19:30 Uhr angekündigten Vortrag möchte ich versuchen, die Verbindungen zwischen den physiologischen Tatsachen und den genannten seelisch-geistigen Qualitäten aufzusuchen: Versuch einer Physiologie der Auferstehung.
Jochen Butenholz
Betrachtung der Dreifaltigkeits-Ikone von Andrei Rubljow
„Ikonenmalerei ist Theologie mit Farben. Und Theologie ist Ikonenmalerei mit Worten.“ So könnte man einen russischen Philosophen Pavel Florenskij paraphrasieren. Er meinte auch, dass man diese Idee am vollkommensten in der Ikone „Troiza“ (Dreifaltigkeit) von Andrei Rubljow verwirklicht finden kann, dass in dieser Ikone die Dreifaltigkeitslehre besser ausgedrückt ist als in allen philosophischen Dogmen. Er schrieb sogar: „Von allen philosophischen Beweisen der Existenz Gottes klingt gerade der am überzeugendsten, der in den Lehrbüchern nicht einmal erwähnt wird: »Es gibt die Dreifaltigkeit Rubljows, folglich gibt es Gott.«“
An diesem Abend möchte ich gerne nach einer kurzen Einleitung mit Ihnen zusammen diese Dreifaltigkeits-Ikone betrachten und sehen, ob wir durch diese wunderschöne Ikone etwas Neues über die Dreifaltigkeit erfahren können.
Daniil Kalinov
Himmelfahrts- und Pfingst-Tagung
In Fortführung der letzten Jahre wird es auch in diesem Jahr wieder kleine gemeinsame Tagungen von Christengemeinschaft, Anthroposophischer Gesellschaft und den Lehrern des freien christlichen Religionsunterrichts der Waldorfschulen geben. Die Termine sind: am Himmelfahrtstag 15 – 18 Uhr im Steiner-Haus, Brehmstraße 10, und am Pfingstsonntag 15 – 18 Uhr im Gemeindesaal.
Als Themen sind diesmal geplant:
- Himmelsnähe/Himmelsferne – Betrachtungen zum Isenheimer Altar. Vortrag und Bildbetrachtung: Klaus Walther, Hildegard Wiethan, (Lehrer)
- Die Mariendarstellungen des Isenheimer Altars: Jochen Butenholz
- Jenseits des Tellerrandes: Pfingsten in der Russisch-Orthodoxen Kirche: Annette Römer (Lehrerin)
- Dazu musikalische Auftakte und Ausklänge (Johanna Udert, Geige)
Das genaue Programm wird rechtzeitig im Wochenbrief bekanntgegeben; Flyer werden im Gemeindehaus ausliegen.
Jochen Butenholz
George Enescu – Vortrag und Konzert am Pfingstmontag
Viel zu wenig ist George Enescu, trotz seiner großen internationalen Karriere als Geiger, Pianist, Dirigent und Komponist, bekannt. Allein diese Vielseitigkeit ist überwältigend. In Rumänien geboren, studierte er als Wunderkind schon in sehr jungem Alter in Wien und Paris. Über zweitausend Mal trat er weltweit mit den musikalischen Größen seiner Zeit auf. Der Cellist Pablo Casals nennt ihn „das größte musikalische Phänomen nach Mozart“.
Im Vortrag von Dietlinde Romanitan am Pfingstmontag, den 29. Mai, um 10:00 Uhr schauen wir auf seine außergewöhnliche Musikerlaufbahn, auf sein rastloses, intensives Leben, geprägt von tiefer Menschlichkeit, auf seine bewegte und bewegende Biografie. Ein Weltklasse-Musiker, der noch viel zu wenig gespielt wird, da seine Werke oft äußerst komplex und schwierig sind. Umso erfreulicher ist es, dass Cristina Popa und Evert van Grootel es sich zur Aufgabe gemacht haben, seine Musik zu den Menschen zu bringen.
Jochen Butenholz
Parzival und Feirefiz
Ost-West-Konflikte prägen die Kulturgeschichte mindestens seit dem Trojanischen Krieg. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war das unübersehbar. Nach dreißig Jahren scheinbarer Pause tritt der Konflikt plötzlich heftiger denn je wieder auf den Plan.
Wolfram von Eschenbach hat in seine Grals-Erzählung neben ganz vielen anderen Motiven mit den beiden Halbbrüdern Parzival und Feirefiz Ansätze zu einer Heilung des West-Ost-Gegensatzes in seine Bilder eingebaut. Ob das helfen kann, in den aktuellen politisch-militärischen Auseinandersetzungen einen Standpunkt zu finden? In der Festansprache am Pfingst-Dienstag nach der Weihehandlung möchte ich dem nachgehen.
Jochen Butenholz
Franz Kafka und Wolfgang Amadeus Mozart
Franz Kafka und Wolfgang Amadeus Mozart scheint – außer der Stadt Prag – auf Anhieb vielleicht nur wenig zu verbinden. Wer aber z.B. Kafkas kurze unveröffentlichte Erzählung „Der Geier“ mit der Frage liest nach dem Verhältnis von Inhalt und Form, dem Verhältnis von „Was wird gesagt“ zum „Wie wird es gesagt“, trifft auf die Verbindung einer Einfachheit und Klarheit der Sprache und Form mit einer Tiefe und Dramatik des Ausdrucks, die in der Welt der Kunst in dieser Einzigartigkeit aus meiner Sicht genau ein ihr wirklich zuinnerst verwandtes Gegenüber hat: die Musik Wolfgang Amadeus Mozarts. – Ausgehend vom Anhören der Erzählung wird versucht, ihre Verwandtschaft mit dem Wesen der Musik Mozarts ein wenig zu entdecken und dabei vielleicht auch demjenigen Erlebnis ein Stück näher zu kommen, das Rudolf Steiner in einem geisteswissenschaftlichen Sinne „Intuition“ nannte.
Vortrag: Donnerstag, 1. Juni, 19:30 Uhr
Axel Sebastian Dehmelt, Berlin
Con anima! Klavierstücke aus vier Jahrhunderten
Mit dem Wort Klavier waren in älteren Zeiten alle möglichen Tasteninstrumente gemeint, etwa das Clavichord; unsere heutigen Klaviere und Flügel mit ihrem spezifischen Klang sind erst seit gut dreihundert Jahren entwickelt worden. Die von Klavierliebhabern so bewunderten Sonaten von Domenico Scarlatti (1685-1757) erklangen damals ganz selbstverständlich auf dem Cembalo; das Hammerklavier steckte noch in den Kinderschuhen.
Am 4. Juni spiele ich neben fünf Sonaten dieses einzigartigen Tastenvirtuosen einige Charakterstücke aus den Kinderszenen von Robert Schumann (1810-1856), zutiefst lyrisch anmutende Préludes von Frédéric Chopin (1810-1849) sowie Beispiele emanzipatorischer Kreativität aus dem Mikrokosmos von Béla Bartók (1881-1945). Und es erklingen Stücke aus meiner eigenen Feder, in denen tradierte Liedmelodien auf ungewohnte Weise auftauchen, etwa das alte Veni creator spiritus und zwei Gemeindegesänge von Siegfried Thiele (geb. 1934).
Nun freue ich mich schon auf unseren neuen Blüthner-Flügel, der der Gemeinde kürzlich geschenkt (!) worden ist. Den Klang dieses vor etwa 100 Jahren gebauten Instrumentes empfinde ich wirklich als neu: gewissermaßen singend und beseelt, „con anima“. Und ich hoffe, es möge gelingen, das für mich selbst immer wieder erstaunliche seelisch-geistige Panorama der Stücke zum Erlebnis zu bringen. – Der Abend beginnt um 17:00 Uhr mit einer kleinen Einführung und endet etwa um 18:30 Uhr.
Thomas Reuter
James Whittaker – verschollen im Pazifik, um Gott zu finden
Im Oktober 1942 muss die achtköpfige Besatzung eines amerikanischen Militärflugzeuges auf dem Pazifik notlanden und kann sich im letzten Moment von dem sinkenden Flugzeug in Schlauchbooten auf das Meer retten. Als sie merken, dass sie nicht nach wenigen Tagen gefunden werden und man sie offenbar aufgegeben hat, beginnt nicht nur äußerlich ein Überlebenskampf, sondern sie kommen innerlich an Grenzen, die ihnen eine ungeahnte nähe zur göttlichen Welt erlebbar macht. James Whittacker, einer der Überlebenden, hat dies anhand seiner Tagebuchaufzeichnungen später als Buch berichtet. Es ist keine „Harte-Männer-Geschichte“, vielmehr gibt er in einer ungekünstelten Mischung aus bitterem Ernst, feiner seelischer Beobachtungen und einer Prise Humor Gelegenheit, den Durst und Hunger, die Hoffnungen und Enttäuschungen und die zarten Gotteserlebnisse mitzuempfinden, die er mit seinen Kameraden in den drei Wochen ziellosen Umhertreibens durchmacht. Ich lade Sie herzlich ein, am Montag, den 12. Juni, von 15:30 – 17:00 Uhr beim Geselligen Nachmittag ein paar Ausschnitte davon zu hören.
Claudio Holland
Begegnungs-Fest der Nachbarn
Über mehrere Jahre haben wir uns beim Europäischen Nachbarschafts-Fest (Letzter Freitag im Mai) beteiligt – und bekamen dafür eine beachtliche finanzielle Unterstützung der Stadt. Damit ist es nun vorbei: Es gibt kein Geld mehr für solche Aktivitäten. Außerdem liegt der Termin für uns sehr ungünstig. Andererseits war das Fest besonders im letzten Jahr besonders schön in der Begegnung Friedrich-Rittelmeyer-Haus – Michael-Bauer-Haus – Christengemeinschaft. Und so haben wir uns entschlossen, ein ähnliches Begegnungs-Fest auch in diesem Jahr zu versuchen. Der Termin ist am Freitag, 23. Juni, circa 15-18 Uhr. Geplant sind Musik, Kaffeetrinken und kultischer Abschluss. Die jugendlichen Bothfelder Blechbläser und andere haben schon ihre Mitwirkung in Aussicht gestellt. Genauere Informationen zu gegebener Zeit über den Wochenbrief und Flyer.
Jochen Butenholz